„Die Handzeichen geben nicht nur den Fechter*innen klare Signale, über sie findest auch du als Kampfleiterin wieder zu deiner eigenen Sicherheit. Besonders nachdem eine Problemsituation oder ein Konflikt dich in Unruhe gebracht hat. Durchatmen. Abschließen. Stellung. Bereit. Los.“
Jede Phase des Gefechtes ist klar definiert. Die 6 neu Auszubildenden am ÖFHF Kampfleiter*innenseminar 2023 lernen die Ordnung am Kampfplatz aufrecht zu halten, auch bei Störungen durch Fechter*innen und Umfeld. Konzentrierte Wahrnehmung, klare Entscheidungen und freundliche aber bestimmte Kommunikation.
Besonders erfreulich ist die Geschlechterverteilung dieses Jahr. Es gibt ein 50/50 Verhältnis Männer und Frauen. Nicht nur bei den vier Vortragenden, sondern auch bei den Teilnehmer*innen. Bemerkt wird dies erst gegen Ende des Seminars. Auf dem Kampfplatz spielt es keine Rolle mit welchem Geschlecht man geboren wurde oder sich identifiziert, die Aufgabe ist für alle dieselbe.
Foto: Die Teilnehmenden des Kampfleiter*innenseminars 2023
10 Mal Kampfleiter*innenseminar
Auch erfreulich ist, dass das Kampfleiter*innenseminar zum zehnten Mal stattfindet. Ein Jubiläum also. Und dieses ist Anlass einen Blick zurück zu werfen.
Das erste Kampfleiter*innenseminar *damals noch Kampfleiterseminar* fand 2013 in Kooperation mit Andreas Schutzer vom ÖFV (Österreichischer Fechtverband ugs. die Sportfechter) statt. Im selben Jahr fand erstmals die Österreichische Meisterschaft (veranstaltet von der Wiener Fecht- und Ausdauersportrunde) im Langen Schwert statt und das Seminar diente als Vorbereitung auf die Meisterschaft.
Fotos: Kampfleiter*innenseminar 2013
Ich war bei jedem einzelnen anwesend. 12 Stunden im Schnitt pro Wochenende mal 10 Termine ergibt 120 Stunden Kampfleiter*innenseminar. Über diese Zeit habe ich viel Veränderung gesehen. Das Regelwerk hat sich verändert und der Umfang desselben verdoppelt. Es wurde eine Kooperation mit Deutschland und Ungarn eingegangen, um sich die Ausbildungen gegenseitig anzuerkennen.
Eine große Verbesserung wurde in den Rahmenbedingungen des Seminars vorgenommen. Das Kampfleiter*innenseminar findet nun immer im Rahmen einer Fechtschule statt. Ein eigener ruhiger Raum dient den Kampfleiter*innen für Theorie und Besprechungen, für die Praxis wechselt man aber in die Fechtschulhalle wo Fechter*innen zur Verfügung stehen um Gefechte, Vorrunde wie auch Ausscheidung zu simulieren.
Inhaltlich hat man sich entfernt vom Auswendiglernen von Regelwerksdetails und Definitionen hin zu Kernkompetenzen und den wirklich wesentlichen Fähigkeiten des Kampfleitens: Wahrnehmung, Entscheidung und Kommunikation. Das Seminar steht nun für viel Praxis, Üben sowie ehrlichem und konstruktivem Feedback.
Auf diese Art haben insgesamt 66 ausgebildete Kampfleiter*innen unter der Leitung von Ingulf Popp-Kohlweiss ihre Lizenz erhalten.15 von ihnen sind nach 50 geleiteten Gefechten zur vollen Kampfleiterlizenz aufgestiegen. 51 befinden sich noch im Junior Status.
Einen wertvollen Beitrag leistet das Kampfleiter*innenseminar für die Arbeit am Regelwerk. Jedes Jahr entdecken wir aufs neue Widersprüchlichkeiten und Unklarheiten im Regelwerk und nutzen das Seminar um Feedback für den Fachbereich Turnier zu sammeln undan diesen weiter zu geben. In diesem Sinne wünsche ich den nächsten 10 Ausbildungen, dass sie weiterhin so gut laufen wie bisher, eventuell noch etwas besser.
Fotos: Einblicke in die Kampfleiter*innenseminare 2014 bis 2022